Wissenswertes

Unsere Oberschule Innenstadt und ihre Geschichte

Königlicher Besuch

Das preußische Königspaar Elisabeth und Friedrich Wilhelm IV. besuchten 1831, 1841 und 1844 die Stadt Görlitz.

Zum Dank für die Besuche des preußischen Königspaares wurden ihnen zu Ehren die ersten beiden Straßen, nach dem Abbruch der Stadtmauer, nach ihnen benannt:

  • Elisabethstraße /Platz
  • Wilhelmstraße /Platz

Die Schulplanung

Am 3.Januar 1833 wurde Gottlob Ludwig Demiani zum Bürgermeister von Görlitz gewählt. Mit viel Engagement und Tatkraft gestaltete er die Stadt Görlitz.

1871 schrieb die Stadt einen Architekturwettbewerb für den Bau einer Knabenmittelschule an der Elisabethstraße aus. Der Beschluss, die Elisabethstraße zur Promenade auszubauen, wurde bereits 1843 gefasst.

Das alte Stockhaus, an dessen Stelle das Schulgebäude errichtet werden sollte, wurde 1873 zum Abbruch angekauft. Die Ausführung verschob sich jedoch durch den verzögerten Abbruch der Stadtmauern. Der Stadtbaurat Karl Marx leitet den Bau der Elisabethschule.

Die Einweihung des Schulgebäudes

Am 18.Oktober 1875 versammelten sich Lehrer und Schüler am alten Schulgebäude der Langenstraße.

Eine Musikkapelle schritt voran, es folgten die neue Schulfahne und die Schüler. Die Einweihungsfeier begann mit dem Vortrag einer fünfstimmigen Festmotette und Fuge. Dann hielt der Rektor Groß die Weiherede.

Das Schulgebäude

Das Schulgebäude besteht aus dem nach Süden gelegenen 65,44m langen Haupthaus mit einer Front von 25 Fenstern an der Elisabethstraße, dem 39,21m langen Westflügel mit 16 Fenstern je Etage an der Klosterstraße und dem 57,88m langen Ostflügel mit 18 Fenstern. Der von außen nicht sichtbare 16,20m lange Nordflügel teilt den Schulhof. Durch drei Bogeneingänge des Hauptportals gelangt man in eine große, helle, von vier roten Sandsteinsäulen getragene Halle.

Das Erdgeschoss der Elisabethschule war, mit Ausnahme des Hauptportals, an die sich die Schuldienerwohnung anschloss, durchweg mit schönen und geräumigen Verkaufsläden eingerichtet. Zwischen diesen Läden und den Unterrichtsräumen im Schulhaus bestand keinerlei Verbindung und störte so die Schularbeit nicht.

Die Schule als Kaserne

Im Sommer 1914 brach der Erste Weltkrieg aus, der bis zum Herbst 1918 andauerte.

Viele öffentliche Gebäude wurden für Heereszwecke genutzt, so auch diese Schule. Sie wurde als Kaserne und ab 1916 als Lazarett umfunktioniert. Die Schüler wurden zunächst halbtags an der katholischen Gemeindeschule am Fischmarkt unterrichtet.

Schule im Wandel

1875 Knabenmittelschule
1887 Städtische Höhere Bürgerschule
1892 Städtische Realschule
1900 Realschule mit Progymnasium
1903 Realschule und Realgymnasium
1912 Oberrealschule und Realgymnasium
1913 Gewerbliche Fortbildungsschule sowie
Gemeindeschule X und Haushaltungsschule für Schülerinnen der Gemeindeschulen

 

Die Schule im Ersten Weltkrieg

Im November 1914 musste die Schule verlassen werden, da das Haus für Heereszwecke benötigt wurde. So wurde die Schule zur Kaserne.

Auch das Jahr 1916 brachte keine Besserung der Verhältnisse. Die Elisabethschule wurde zwar als Kaserne aufgehoben, aber nunmehr als Lazarett eingerichtet. Am 10.Dezember 1916 wurde der Unterricht schon um 4 Uhr geschlossen.

Um den Unterrichtsausfall zu verringern, wurden Kurzstunden zu 45 Minuten eingerichtet und die Pausen zwischen den Stunden gekürzt oder aufgehoben. Vom 8. Februar bis zum 14. März 1917 musste der Unterricht gänzlich ausfallen. Am 15. März 1917 wurde der Unterricht im beschränkten Umfange wieder aufgenommen. Das Jahr 1919 brachte keine Veränderungen. Mit dem 1. Mai 1919 wurde das Lazarett aus der Elisabethschule verlegt und die Schule sollte am 1. Juli in ihr altes Heim zurückkehren.

"M" und "S" - Klassen

In den 20er und 30er Jahren herrschte an der Schule ein solides musisches Klima. Als soziale Maßnahme kam im Jahr 1927 in Görlitz neben den schulgeldpflichtigen Gymnasien und der Mittelschule für Kinder aus Familien mit schwierigen finanziellen Verhältnissen ein neuer Schultyp, der begabte Kinder nach einer Eignungsprüfung ab der 7. Klasse zur mittleren Reife führte. Es gab auch eine Fremdsprachliche Sonderklasse.

Die "M" und "S" -Klassen trugen Mützen aus schwarzem Samt mit einem dreifarbigen Band, eingefasst von zwei Silberstreifen.

In der NS-Zeit

1936 Gewerbliche Fortbildungsschule und Gemeindeschule 10
mit fremdsprachigen Sonderklassen und gehobenen Klassen
(vierstufige Mittelschule im Aufbau)
1941 Gewerbliche Fortbildungsschule und "Bismarckschule"
1943 bis 1945 Lazarett der Wehrmacht

Der Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg

1945 kam es zur Wiedereröffnung der Schulen. Das Gebäude Elisabethstraße beherbergte die Gewerbliche Berufsschule und die Grundschule 10.

1948 - Grundschule 7 und 10

Die Klassenräume im Gebäude Elisabethstr. 13 waren während des Krieges Lazaretträume. Nach der Zerschlagung des Nationalsozialismus und mit der Wiederaufnahme des Unterrichts, konnten nur teilweise einige Unterrichtsräume belegt werden. Andere Zimmer dienten noch als Röntgenräume.

Diese Schule war einzügig aufgebaut, später wurde sie zweizügig.

Ab dem 25.11.1946 konnten im Ostflügel bereits 307 Schüler der Klassenstufen 5 bis 8 am Fachunterricht Russisch teilnehmen. Die Stundentafel wurde von der sowjetischen Besatzungsbehörde genehmigt und durfte nicht verändert werden.

Alle Stundenpläne bedurften der Genehmigung durch den Schulrat von Görlitz.

1947 konnten dann bereits 16 Klassen von insgesamt 20 Lehrern unterrichtet werden.

Die Schüler schrieben in der ersten Zeit auf Schiefertafeln. Nach und nach kamen die ersten Schulhefte auf. Hunger, Kälte und Mangel an Kleidung waren die größten Sorgen der Kinder.

Erster Schulleiter wurde Herr Glotz. Er war ein Altlehrer und Antifaschist.

Eine Lehrerlegende - Erich Glotz

Nach dem Krieg wurde er Schulleiter der Elisabethschule. Damals war er 60 Jahre alt. Er hatte ein klares Führungskonzept. Erich Glotz legte sein Amt 1951 nieder und folgte seinem 1950 abgegangenen Stellvertreter als Dozent an die Arbeiter- und Bauernfakultät in Görlitz. Er wurde 1953 in den Ruhestand verabschiedet.

Tot ist nur, wer vergessen wird!

Das Schulwesen in der DDR

Nach dem Krieg war das Gebäude eine vorübergehende Heimstatt für die Musikschule. 1949 wurde sie aufgelöst.

Ende des Jahres 1949 konnten Lehrbücher aus Spenden gekauft werden.

Die Aula wurde für Festveranstaltungen renoviert und fehlende Schulbänke beschafft.

Das Schulsystem der DDR war orientiert auf die Einheitsschule, an die sich eine Berufsausbildung oder eine weiterführende Schule zum Abitur anschloss.

Die Schulpflicht begann mit dem 6. Lebensjahr und dem Besuch der POS. Die meisten Schüler der Klassen 1 bis 3 waren Mitglieder der "Jungen Pioniere" und in den Klassen 4 bis 7 der "Thälmann Pioniere".

Kurt Steffelbauer

In einer Festveranstaltung am 11. September 1960 erhielt die 7. Polytechnische Oberschule den Namen Kurt Steffelbauer. Kurt Steffelbauer wurde am 16. Februar 1890 in Görlitz als Sohn einer Handwerkerfamilie geboren. Er besuchte die Oberrealschule in der Elisabethstraße. Später war Kurt Steffelbauer als Lehrer und Gewerkschaftsfunktionär tätig. Als solcher arbeitete er in der Görlitzer Umgebung, z.B. 1912/13 in Königshain.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 ging er als Kriegsfreiwilliger an die Front. 1915 wurde er schwer verwundet. Er erhielt eine Kriegsauszeichnung. 1916 musterte man ihn als Leutnant der Reserve aus. Danach unterrichtete er ab 1918 in einem Weisenhaus in Beirut (Libanon). 1924 trat er der KPD bei. 1926 kehrte er nach Deutschland zurück. Er trat der Lehrergewerkschaft bei. Dabei war er zunächst in Buer (Westfalen) und ab 1927 im Berliner Stadtteil Wedding, später Oberschöneweide, als Lehrer tätig. Ein Jahr später übernahm er dann eine hauptamtliche Tätigkeit in der Freien Lehrergewerkschaft.

In der NS-Zeit betätigte er sich aktiv als Widerstandskämpfer gegen den Faschismus. Er war erfüllt vom festen Willen zum Kampf für den Frieden und gegen den Krieg. Als Antifaschist verband er seine Lehrertätigkeit mit dem illegalen Widerstandskampf gegen die nationalsozialistische Diktatur. Er hielt als Mitglied einer Widerstandsgruppe Kontakt zu anderen Antifaschisten. Steffelbauer fungierte als Anlaufstelle für Auslandskuriere, hielt Kontakt zur KPD in Prag und verfasste Flugschriften. Diese sollten der Bevölkerung die Augen über die Verbrechen der Nazis öffnen. Am 28. Mai 1941 wurde er von der Gestapo verhaftet. Kurt Steffelbauer wurde in die Haftanstalt Berlin - Plötzensee gebracht. Dort verurteilte man ihn am 10. Januar 1942 zum Tode. Die Hinrichtung fand am 21. Mai 1942 statt. Die Bestattung erfolgte zunächst in Berlin.

Seine Urne wurde erst am 21. Mai 1990 im Familiengrab in Görlitz feierlich beigesetzt. Mit Lehrern und Schülern der damaligen 7. POS (welche seit 1960 seinen Namen trug), fand in der Feierhalle des Krematoriums eine Gedenkstunde statt. Mit Ansprachen, Musik und Rezitation würdigte man Leben und Kampf Kurt Steffelbauers gegen Faschismus und Krieg. Anschließend wurde seine Urne in der Familiengrabstätte beigesetzt. Auf dem Grabfeld B73 des Alten Städtischen Friedhofs befindet sich die rechteckige mit Efeu bepflanzte und steinumfasste Familiengrabstelle. In der Mitte liegt eine leicht angeschrägte Steinplatte mit der Inschrift: "Kurt Steffelbauer, geboren in Görlitz 16.02.1890; Lehrer; Widerstandskämpfer; Hingerichtet in Plötzensee 21.05.1942". Links und rechts daneben befinden sich die Grabstellen seiner Mutter Anna, geborene Kolbe (1864 bis 1916), und seines Vaters Paul Steffelbauer (1856 bis 1901). Da das Grab als Kriegsgrab anerkannt ist, muss es nach dem Gräbergesetz dauerhaft instand gehalten werden. Dafür erhält der Städtische Friedhof Mittel vom Bund.

Rudolf Breitscheid

In einer Festveranstaltung am 1. November 1974 erhielt die 10. Polytechnische Oberschule den Namen Rudolf Breitscheid.

Rudolf Breitscheid wurde am 2. November 1874 in Köln geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Köln und dem Studium der Nationalökonomie in München und Marburg war er Korrespondent bzw. Redakteur bürgerlicher Zeitschriften.

Rudolf Breitscheid war Mitglied der liberalen Freisinnigen Vereinigung und Mitbegründer der linksbürgerlichen Demokratischen Vereinigung.1912 trat er zur SPD über. Ab 1928 war Breitscheid Vorsitzender der Reichstagsfraktion der SPD.

Im Jahr 1933 emigrierte er in die Schweiz, wurde aber 1941 verhaftet und nach Deutschland ausgeliefert. 1942 wurde Rudolf Breitscheid in das KZ Sachsenhausen eingeliefert.

Während eines Luftangriffs erlitt er tödliche Verletzungen und erlag diesen am 24. August 1944.

Schulumbau

Auf der rechten Seite des Frontbereiches wurden die Ladenlokale zu einem großen Raum zusammengefasst, in dem sich viele Jahre die Schulspeisung befand. Die Räumlichkeiten der Läden entlang der Klosterstraße wurden durch entsprechenden Umbau zu drei Klassenzimmern gestaltet.

Nach der Wende 1989

Zusammenlegung der 7. und 10. POS zur "7/10" mit dem Ziel die erste Görlitzer Gesamtschule zu werden.

  • Mittelschule 2
  • Elisabethschule
  • Mittelschule Innenstadt

Seit 1990 wurden an und in der Elisabethschule umfangreiche Werterhaltungs- und Sanierungsarbeiten durchgeführt. Als erstes gestaltete man 1990/91 die Fassade neu. Es folgten die Modernisierung der Heizungsanlage und die Rekonstruktion der sanitären Anlagen. Neue Fachkabinette wurden geschaffen.

Die Schuldienerwohnung war bis in die 1990er Jahre eine der wenigen Hausmeisterwohnungen in Schulen, die noch als solche genutzt wurde. Im Sommer 1992 baute man diese Räume zum Lehrküchenbereich des Hauswirtschaftlichen Profils um. Die Ladenräume längs der Elisabethstraße werden als Technik- und Werkräume genutzt.

Die Entstehung der MSI

Die sinkenden Schülerzahlen in der Stadt Görlitz brachten 1998 Veränderungen in die Schullandschaft.

Nachdem die Mittelschulen 1 und 2 vom 01.01. bis zum 31.07.1998 gemeinsam durch die Schulleitung der MS 1 am Fischmarkt geführt worden waren, erfolgte die Zusammenlegung beider Schulen und die Umbenennung in Mittelschule Innenstadt.

Seit dem Schuljahr 1997/98 existieren an unserer Schule Vorbereitungsklassen für Aussiedler- und ausländische Kinder.

Das Ziel dieser Klassen ist es, die Kinder und Jugendlichen möglichst schnell und erfolgreich in den Schulalltag zu integrieren. Die Mädchen und Jungen kommen z.B. aus Polen, Russland, Kasachstan, Vietnam, Thailand oder Indien.

Seit März 1999 besteht eine Schulpartnerschaft zwischen der Gesamtschule Zespół Szkół w Chełmsku Śląskim und der Mittelschule Innenstadt.

Schullied "Weißt du noch Elisabeth"

Keiner ist wie du, keiner ist wie du, schon seit hundert Jahren ging es hier so zu.
Damals war es anders.
Manches könnt ihr sehn.
Doch auch in Zukunft werden wir bestehen.

Jeden Morgen um halb Acht wird dieses Haus für uns aufgemacht.
Jeden Morgen kann man sehen, wie sie hier zur Schule gehen.

Lange schon ist's her, lange schon ist's her.
Über hundert Jahre, das merkt man heut nicht mehr.
Viel hat sich verändert.
An uns kann man das sehn.
Wenn wir hier vor der Schule auf dem Eli stehn.

So ein Wiedersehn, so ein Wiedersehn!
Was ihr hier erlebet - Erinnerungen bestehen.
Gute und auch schlechte Zeiten, die vergehn.
Deshalb ist's wichtig, dass wir uns heute sehn.